Warum der "Reisekaiser" oft in Bad Homburg weilte | Bad Homburg

2021-11-16 15:30:30 By : Ms. Nancy Wang

Multimedia-Ausstellung im Schloss erzählt von Landgrafen und Monarchen

Bad Homburg - Der Kaiser kaufte 1904 sein erstes Auto. Aber auch Bahnreisen machten ihm Spaß, natürlich im Salonwagen. Fotos des kaiserlichen Straßenkreuzers und einer Modelleisenbahn mit den Waggons für Kaiserpaar und Hof sind in der neuen multimedialen Dauerausstellung „Schloss Bad Homburg: Vom Landgrafensitz zur Hofburg. 1622 – 1866 – 1918“ zu sehen. Die Show wurde am Mittwoch eröffnet. Es ist in vier Räumen im Erdgeschoss untergebracht und ergänzt den Rundgang durch die Kaiserappartements und den Englischen Flügel. In deutscher und englischer Sprache erhalten die Besucher Informationen zur Geschichte des Gebäudes und der Landgrafen, die hier 244 Jahre lang lebten und arbeiteten. Und Sie werden immer wieder erfahren, warum die kaiserliche Familie in Homburg weilte.

„1866 starb die Landgrafenlinie aus und die Burg fiel an die Hohenzollern“, erklärt die Oberkuratorin Dr. Katharina Bechler, die mit ihrem Team die neue Ausstellung gestaltete. Wilhelm II., scherzhaft "Reisekaiser" genannt, war eines seiner Lieblingsschlösser in Homburg. An einem runden Tisch in der Ausstellung werden weitere Adelshäuser präsentiert, die der Monarch gerne besuchte. Das Wiesbadener Stadtschloss, heute Sitz des Hessischen Landtages, gehört ebenso dazu wie die Hochkönigsburg im Elsass. Wer die Schubladen unter der Miniatureisenbahn öffnet, sieht Fotos vom Innenraum der Salonwagen des Kaisers und der Kaiserin.

Die Kunsthistorikerin Dr. Rita Reimann berichtet: „Wilhelm II. war sechs Monate im Jahr oft unterwegs. Für 1900 verzeichneten wir insgesamt 43 Fahrten.“ Aus den Entouragelisten konnte das Ausstellungsteam rekonstruieren, wer wo im Schloss Bad Homburg lebte. "Der Kammerdiener der Kaiserin, Jean Jardinier, war auf dem Dachboden und der Generaladjutant im Erdgeschoss in einem der heutigen Ausstellungsräume untergebracht."

Am 18. August 1902 feierte der Kaiser anlässlich des Geburtstages des österreichischen Kaisers Franz Josef I., den er schätzte, ein Bankett. Wer wissen möchte, was es zu essen gibt, findet in der Ausstellung den Menüplan und sogar eine Auflistung der Musikstücke, die die Kurkapelle während des Festes gespielt hat. Auf Knopfdruck sind die Kompositionen von der Ausstellungswand zu hören. Und das Dessert, ein englischer Chester Cake, hat die Kuratorin für das Ausstellungsfoto gebacken.

Auch in der Landgrafenabteilung geht es um starke Frauen. Landgräfin Karoline zum Beispiel, die während der Befreiungskriege (1813-1815) die Stellung in Homburg innehatte und mit den französischen Generälen verhandelte, um Beitragsforderungen abzuwenden. Was hat ihr Mann in der Zwischenzeit gemacht? In einer transparenten Box, auf Augenhöhe für Kinder und Rollstuhlfahrer, befinden sich zwei goldene Schlüssel. „Das sind die Schlüssel zur französischen Stadt Lyon, die Landgraf Friedrich VI. bei seiner Eroberung 1814 erbeutete“, erklärt Bechler. Direkt daneben ist ein vergrößertes Landgrafensiegel angebracht, das fühlbar ist. Das Ausstellungsteam arbeitete ein Jahr lang an der Ausstellung. „Die größte Herausforderung waren die pandemiebedingten Einschränkungen. Viele Bibliotheken und Archive waren geschlossen und wir konnten nicht reisen, um unsere Recherchen durchzuführen“, berichtet Bechler. Zugleich lobte sie die Hilfsbereitschaft der Mitarbeiter anderer Institutionen, sei es des Stadtarchivs Bad Homburg oder des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz in Berlin.

Das Ergebnis der Arbeit ist jedenfalls beeindruckend. Und die Leiterin der Staatlichen Schlösser und Gärten, Kirsten Worms, sagte zur Ausstellungseröffnung: "Das Authentische fasziniert und fördert die emotionale Verbindung zur Geschichte." Passend zur Show im Schloss gibt es einen neuen Imagefilm auf dem YouTube-Kanal der Schlossverwaltung. Das Schloss ist derzeit Dienstag bis Sonntag von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Info: www.schloesser-hessen.de.